Überholung eines Lukendeckels im Detail

Heute möchte ich mal für die, die es nachmachen wollen / selbst Hand anlegen wollen, zeigen, wie man Schritt für Schritt vorgeht.

Als erstes braucht ihr das richtige Werkzeug. Ich habe hier mal eine Auswahl bereitgelegt, wobei es speziell bei den Kratzern sehr viele unterschiedliche Formen gibt. Welche zum selber Schärfen, welche mit Wechselklingen (Achtung – sehr unterschiedlich scharf!). Es gehen teilweise aber auch Stechbeitel oder gebrochene Glasscheibe. Jeder muss für sich herausfinden, mit welchen Werkzeug er am liebsten arbeitet.

Das Werkzeug von links nach rechts: Handfeger, um immer wieder Lackreste und Staub zu entfernen. Kratzer (hier 2 Modelle), Schleifpapier in unterschiedlicher Körnung, hier 60, 120 und 240, Heißluftfön, regelbar!

Wie gesagt, gerne noch andere Kratzer und Stechbeitel etc. Der Schleifklotz ist hier in diesem Fall ein schmales Stück Leiste, welches so breit ist wie die Leisten auf der Luke, aber nicht so breit wie der Korkklotz, mit dem ich sonst meist schleife.

Luk, nicht abgezogen (Ok, mir fiel erst nach dem Anfangen ein, dass ich es ja mal dokumentieren könnte, aber ich glaube, man kann den Zustand noch gut sehen).

Ja, so sehen solche Objekte ja oft aus: Der Lack ist alt und grau geworden, an vielen Stellen ist Feuchtigkeit unter den Lack gezogen und hat das Holz grau (im schlechtesten Fall schwarz) werden lassen. diese Luke soll nach unserer Behandlung wieder möglichst schön aussehen. In derselben Zeit könnte man die Luke auch nachbauen, aber das ist nicht unser Ansatz. Wir wollen möglichst viel bewahren und in den wohl ursprünglichen Zustand versetzen –  oder manchmal auch in besseren Zustand, gibt es heutzutage z.B. einfach bessere Lacke und Farben (siehe auch das Mirella-Restaurierungskonzept).

Als erstes wird also der Lack abgezogen. Das geht am besten mit der Lötlampe, heute moderner ein Heißluftfön. Der sollte schon so 2000 Watt Leistung haben, sich aber auch regeln lassen, damit die Temperatur wenn, man sehr dicht ran muss, nicht zu hoch wird.

Ich halte den Fön immer so lange auf den Lack, bis dieser Blasen wirft. Dann die dicke Schicht abschieben (geht meist dann ganz leicht), danach nochmal fest kratzen, um auch den Lack aus den Poren zu bekommen. Deswegen arbeite ich gerne mit den Klingen vom Vacuumscraper, diese sind Rasierklingenscharf und sehr gut gehärtet.  So arbeitet man sich langsam um/über das Objekt, dabei IMMER in Faserverlauf Kratzen, nie quer dazu!

Hier schauen wir uns das nochmal im Detail an, an einer der Kanten:

Kante mit allen Hässlichkeiten die es so gibt. Schwarze Stellen, Lackblasen, auch noch kleine Flächen, die den ursprünglichen Farbton erkennen lassen. Die Fläche ist leicht rund, teilweise abgestoßen.

Diese wird erst einmal abgezogen:

Kante abgezogen, noch graue Stellen etc.

Nun kommt das Schleifen. Möchte man die etwas „vergnaddelten“ Kanten wieder schön flächig haben, kommt ihr um ein Schleifen mit dem Klotz nicht herum. Nein, nicht mit dem Excenter (gibt schöne Wellen im Holz) – nein, auch nicht mit dem Multimaster (noch mehr Wellen und Dellen), vergesst es, hier ist Handarbeit mit einer harten Fläche angesagt, nur so nehmen wir Dellen, Katzer, Abstoßungen etc. ab und bekommen eine Fläche. Ich habe hier (auch weil es Teakholz ist, und somit recht hart) mit 60er Papier begonnen. Damit sollen die kleinen Lackreste in den Poren beseitigt, Form in das Holz geschliffen (siehe oben) und die oberste, meist UV-geschädigte Schicht abgenommen werden. Dies kann im anderen Fall aber auch ein 80er oder sogar mal ein 100er Papier sein, hier heißt es an einer unauffälligen Stelle probieren, wenn man nicht schon weiß, mit welchem Papier man beginnt.

Danach kommt das 120er Schleifpapier. Dieses nimmt die tiefen Riefen des 60er Papiers weg, hiermit fahre ich auch mal über die Ecken der Leiste, das nimmt noch ein wenig Material weg, schleift aber nicht so viel weg wie das 60er. Die grauen Stellen, Kratzer etc. sollten jetzt (möglichst) weg sein. Zum Schluss dann noch der Feinschliff mit dem 240er Papier, nun wird das Holz zum Handschmeichler und sollte schön in der natürlichen Farbe leuchten.

So kann das dann aussehen. Wenn man möchte, kann man auch noch mit 320er Papier schleifen. Dies würde ich aber ganz zum Schluss machen und den ganzen Deckel damit durchschleifen.

Das habe ich dann heute am ganzen Deckel gemacht (fast). Zum Schluss sah er dann so aus:

Damit sind die „großen“ Flächen fertig. Jetzt kommt noch die Detailarbeit zwischen den Brettern und in den Ablaufrinnen etc. Außerdem muss ich die Rückseite noch versorgen. Dafür war heute aber keine Zeit,  deswegen geht es demnächst damit weiter, bevor er dann gebeizt und lackiert werden kann.

Bis jetzt sind in diesen Deckel 1,5 Std geflossen, der muss aber teilweise auch noch nachgeschliffen werden. Man sieht also schon, man braucht bei einer solchen grundlegenden Überholung viel Zeit und Geduld, dann hat man aber bei einem ordentlichen Lackaufbau lange Ruhe.  Unsere Werkstatt ist natürlich sehr gut eingerichtet, so habe ich die Luke zum Bearbeiten der Kanten in die Hobelbank eingeklemmt, konnte frei arbeiten und musste das Werkstück nicht festhalten. Das beschleunigt solche Arbeiten sehr, genauso wie gutes Licht.  Diese Luke ist mindestens 20 Jahre nicht grundlegend überholt worden. Bei gleichmäßiger Pflege (jedes Jahr anschleifen und 1-2 Schichten auftragen) kann man aber 10, manchmal auch über 20 Jahre lang einen neuwertigen Look haben.

 

04.01.20 Lackspiele in der Lackierhalle

Heute geht es wieder zu Mirella, weiter Kratzen und ich hinten weiter „Torfstechen“, besser gesagt, möglichst gesundes Holz wieder freilegen. Außerdem habe ich Bart versprochen das wir die „Esprit“ spritzlackieren. Er hat schon seit morgens geschliffen, danach sauber gemacht. Der Plan ist, 3 Schichten zu lackieren, dann aushärten zu lassen, um nochmal richtig glatt zu schleifen. Dann die endgültigen 3 Schichten aufzubringen.

Klaudiusz kommt auch dazu, hilft noch beim Abkleben und Saubermachen. Wir bauen zusätzliche Beleuchtung auf, dann rühren wir Lack an und los geht es.

3 Schichten später glänzt das Schiff wunderbar, Frauke (Barts Frau) hat Kuchen besorgt, den wir alle zusammen mit Kaffee im Besprechungsraum vertilgen.

Beim abschließenden Ansehen meint Bart: „Nun können wir nicht mehr segeln, das Boot muss gleich so ins Museum“.

Klaudiusz und ich meinen aber, dass man ja jederzeit neu lackieren kann.

Spieglein spieglein....
Spieglein spieglein….

Stephi hat in der Zeit den Aufbau Backbord sauber abgezogen, hier fehlt nur noch ein kleiner Schliff und dann kann gebeizt und lackiert werden.